Veranstaltung: | Landesparteitag |
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Tagesordnungspunkt: | 1. Anträge |
Antragsteller*in: | Sina Clorius (LAG Natur/ Umwelt/ Ökologie) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 01.04.2021, 00:08 |
L 2: Kein Landesgeld für Tropenholz
Antragstext
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Landesverband, die Landtagsfraktion und die Mitglieder der
Landesregierungen wirken darauf hin, dass bei Projekten und Maßnahmen, die durch
das Land Schleswig-Holstein gefördert werden, die Verwendung von Tropenholz von
einer Förderung ausgeschlossen wird. Bei der Aufstellung neuer Förderrichtlinien
sind entsprechende Vorgaben zu machen und ggf. bestehende Richtlinien
anzupassen.
Auf die Verwendung von Tropenhölzern sollte grundsätzlich verzichtet werden. Der
Einsatz läuft dem Umwelt-, Arten- und Klimaschutz zuwider. Die
Nachhaltigkeitsziele, denen sich das Land Schleswig-Holstein verpflichtet hat,
lassen sich nicht mit dem Einsatz von Tropenholz oder dessen finanzieller
Förderung vereinbaren.
Begründung
Städte und Kreise im Norden, wie Elmshorn oder der Kreis Plön haben bereits vor Jahrzehnten einen grundsätzlichen Verzicht von Tropenholz erklärt. In anderen Kommunen hingegen finden verschiedenste Tropenholzarten Verwendung bei Stadtmobiliar, Brücken für zu Fuß Gehende oder Seebrücken und Stege in unseren Tourismusorten. Mit einer Förderquote bei touristischen Projekten von bis zu 90%, fördert derzeit das Land noch in ganz erheblichem Maße den Einsatz von Tropenholz.
Diese Förderpraxis muss zügig beendet werden. Klimaschutz und der Schutz der Biodiversität müssen neben wirtschaftlichen Gesichtspunkten ein deutlich höheres Gewicht bei der Ausgestaltung der Förderrichtlinien bekommen. Dazu gehört auch, eine Förderung von Tropenholz grundsätzlich auszuschließen.
Der Regenwald als die Lunge unseres Planeten steht neben der Rodung für den Futtermittelanbau und Waldbrände, als Folge der Klimaerwärmung, massiv durch die Holzwirtschaft unter Druck.
Ob selbst zertifizierte Tropenhölzer immer aus legalen Quellen stammen, lässt sich vielfach nicht kontrollieren. Auch zertifiziertes Tropenholz ist weder nachhaltig noch umweltfreundlich oder klimaverträglich. Außer dem WWF, der massiv von Firmen und öffentlichen Geldern finanziert wird, unterstützt keine seriöse Umweltorganisation mehr die Tropenholzzertifizierung und Label wie FSC. Eine illegale Abholzung ist auch bei diesen Labeln nicht ausgeschlossen, weil vielfach in den betroffenen Staaten Korruption vorherrscht.
Der Einfluss der Tropenholznutzung auf das Ökosystem lässt sich exemplarisch an den massiven Waldbränden von 2016 auf industriellen FSC-zertifizierten Holzeinschlagskonzessionen im Kongobecken verdeutlichen. Normalerweise sind die immergrünen tropischen Regenwälder im Kongobecken zu feucht, um Feuer zu fangen. Das Kronendach verhindert die Austrocknung und die dichte Vegetation hält wie ein Schwamm die Feuchtigkeit zurück.
Doch wird durch den sogenannten selektiven, zertifizierten Holzeinschlag das Kronendach durch das Schlagen der Edelhölzer, das Freiwalzen von Rückewegen bis zu jedem Stamm, die Anlage von Forststraßen, Holzlagerplätzen, Sägewerken, Arbeitercamps und Siedlungen geöffnet, dann trocknet die Vegetation aus und kann dann in Brand geraten oder gesteckt werden.
Für den Einsatz auf Seebrücken, Stegen und dem Stadtmobiliar in den Kommunen stehen Alternativen zum Tropenholz zur Verfügung. Heimische Hölzer aus naturnaher Waldwirtschaft wären dabei die erste Wahl.
Der Verzicht auf Tropenholz und die Verwendung ökologischer Alternativen wäre außerdem ein gutes öffentliches Signal, dass in Schleswig-Holstein nachhaltiger Tourismus einen hohen Stellenwert hat.
Kommentare
Michael Spandern:
1) Nach dem Einschlag der heimischen Baumarten und der Zerstörung wertvoller Habitate zur Vermarktung als "Tropenholz" , folgt oft der Anbau schnell wachsender europäischer Hölzer (Fichte, Pappel...), die dann nicht als solche deklariert werden, aber ebenfalls Schaden anrichten (Wasserbedarf, Brände, Monokultur, Chemie, Sklaverei...).
2) Spezielle hochwertige Tropenhölzer aus Agroforstwirtschaft oder selektiver Entnahme zB für Musikinstrumente o.Ä. können einen Beitrag zum Einkommen lokaler, teils indigener Forstgemeinschaften bieten und vor einer großflächigen Rodung schützen. Hier kann die begleitende Zertifizierung einen Weg bieten.
Wir müssen demnach eine Differenzierung ermöglichen.
Petra Ludwig-Sidow:
Und wenn man ökopingeliger ist als ein ÖkoPabst, müsste auch Holz aus Kahlschlagswirtschaft (s. Schweden, skyddaskogen.se) ausgeschlossen werden.